In den Themenwochen im Oktober dreht es sich um die Gründe oder Quellen, die ein "Ja" zum Leben möglich machen, auch wenn es schwer ist.
Es geht um die Bedeutung, die "Glauben" oder "Spiritualität" bei den ForumsteilnehmerInnen haben - oder auch nicht haben.
Ein Raum für Fragen, Beobachtungen und vielleicht auch für persönliche Erfahrungen soll geöffnet werden.
Wir laden euch ein, euch neutral und offen über dieses Thema auszutauschen. (Wie) beeinflussen Glaube und Spiritualität euer Leben? Habt ihr Zugänge, Traditionen oder Vorbilder, die euch in schwierigen Zeiten helfen? – eure Ansichten und Erfahrungen sind willkommen!
Nach einem ersten Impuls von Moderatorenseite seid ihr in diesen Themenwochen herzlich eingeladen, euch einzubringen.
Hallo Christian,
so wie es aussieht mache ich hier den Anfang.
Zunächst möchte ich ehrlicherweise sagen, dass ich das Thema uninteressant fand. Glaube und Spiritualität bringe ich sehr schnell mit Religion und Kirche in Verbindung. Dazu habe ich eine eigene persönliche Meinung und Einstellung.
Darüber hinaus stellt sich für mich aber auch die Frage, ist Glaube, Religion, Kirche noch zweitgemäß im Jahr 2024?
Wie es Herbert Grönemeyer sagt, "Religion ist für Moral gemacht" und hatte über die Jahrhunderte eine Berechtigung. Aber wie sieht es im Jahr 2024 aus vor dem Hintergrund der Wissenschaft? Ich habe mal den Spruch gehört: "wer glaubt, ist nur zu faul selbst zu denken".
Ich weiß, es ist nicht das, worum es dir bei diesem Thema geht. Aber das waren meine spontanen Gedanken dazu.
Dann habe ich mir jedoch weitere Gedanken gemacht, denn der Thread zielt eben nicht auf Religion und Kirche ab...
Ich habe mich gefragt, was ist Glaube und glaube ich auch an etwas?
Spontane Antwort: nein.
Aber das stimmt nicht so ganz.
Mir ging und geht es nicht gut und ich stand schon ein paar Mal vor der Frage, warum tue ich mir das alles noch an? Warum leiden? Das ganze Leid kann auch ein Ende haben. Dennoch bin ich jetzt hier und schreibe.
Warum? Ich denke, dass es mein Glaube war, dass es irgend wann besser wird. Irgendwann ist es nur halb so schlimm und irgendwann kann ich wieder Freude empfinden. Die Hoffnung war, dass es in nicht all zu ferner Zukunft liegt.
Es war also mein Glaube und meine Hoffnung auf etwas.
Mein ganz persönlicher Glaube - meine ganz persönliche Hoffnung - vollkommen losgelöst von traditionellen Sichtweisen.
Dieser (naiver) Glaube und diese (evtl. unsinnige) Hoffnung lässt mich jeden Tag aufs neue mit der Frage aufwachen: Wird es heute (endlich) besser?
Glaube und Hoffnung (wie auch immer der Hintergrund dafür aussehen mag), kann also Unerträgliches erträglicher machen.
Keine Ahnung, ob es irgendwie das Thema hier trifft...
Viele Grüße
Apollo
Spiritualität – Glaube – Ethik … und ihr weiter Horizont
Bei der Verteilung der monatlichen Themenwochen im Jugendforum, die wir im Juni vornahmen, meldete ich mich für den Oktober mit dem Thema, das den Text hier überschreibt.
Wir hatten das so ähnlich schon einmal – und können evtl. an manches früher Gesagte anknüpfen.
Wie immer geht es mir, hier im Forum, um ein Gespräch, das sich im genauen Mitlesen, im geduldigen Mitbedenken, in Rückmeldungen auf Geschriebenes und in eigenen Positionierungen entwickelt.
Es geht mir nicht einfach um Bekenntnisse. Mehr um Fragestellungen, um Beobachtungen oder Erfahrungen gar. Und darum, wie sie unserer Sinnen und Trachten so ausweiten, dass am Horizont des Beobachteten, des Erfahrenen, des eigenen Überlegens etwas auftaucht, das der Einfachheit halber das „Geheimnis des Lebens“ genannt werden kann (und in der Tradition entschlossener „Gott“ genannt wird).
Ganz konkret würde mich interessieren, ob es im Forum die Erfahrung gibt, dass in pädagogischen oder therapeutischen Wegbegleitungen der Spiritualität oder dem Glauben eine wichtige, helfende oder sogar heilende Rolle zugemessen wurde.
In der Theorie – etwa der Psychotraumatologie, der Traumapädagogik, der Psychotherapie vieler Art oder auch der Schulsozialarbeit wird das, soweit ich sehe, schon einigermaßen wichtig genommen.
Ich habe ein paar Jahre intensiv einem traumapädagogischen Arbeitsfeld zu tun gehabt – und eine Referentin kennengelernt, die Stille- und Atemübungen mit den KollegInnen durchgeführt hat als Stabilisierung für den Umgang mit sehr herausfordernden Situationen.
Ihr Zugang zu diesen Dingen war eine bestimmte Linie des Zen – Buddhismus.
Mein Zugang zu diesen Dingen ist europäisch – traditioneller: über Kontemplation oder Gebet und Stille, immer mal auch an einem abgeschiedeneren Ort.
Das „Kerngeschäft“ aber muss dort, wo jede, jeder ist, angegangen werden: im eigenen Zimmer. Dort zur Ruhe zu kommen und sich zu öffnen für „das Geheimnis“ – das erscheint mir als ein Weg, der in großem Stress und in Einsamkeit helfen kann.
Könntet Ihr von Zugängen zu diesem Themenkreis berichten?
Von den Traditionen der Spiritualität oder des Glaubens oder auch von Personen, Vorbildern, die Euch etwas sagen und zum Leben etwas beitragen?
Soweit für heute – ich freue mich, wenn es Resonanz geben sollte.
Herzlich grüßt Euch:
bke - Christian